In der Zeit von Dienstag, den 17.01.2023 bis Freitag, den 20.01.2023 fuhr unser Vorsitzender Markus Boulanger zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister a.D. von Erzhausen, Rainer Seibold, sowie unserer Übersetzerin und Vorstandsmitglied Mirjam Dovbenko in die Partnerstadt von Erzhausen nach Ivanychi. Da die Flughäfen in der Ukraine geschlossen sind, ging die Reise zunächst mit dem Flugzeug über Warschau nach Rznenow in Polen. Von dort aus ging es weiter mit einem Mietwagen bis zur polnisch-ukrainischen Grenze. Dort wartete auch schon auf der polnischen Seite ein Freund aus der Ukraine, der uns über die Grenze nach Ivanychi mitnahm. Der Mietwagen musste in Polen bleiben, sodass wir ihn auf einen bewachten Parkplatz abstellten.

In Ivanychi angekommen, wurden erst einmal die Quartiere bezogen. Untergekommen waren wir in der Sozialstation unseres Vereins mit dem Namen Nezabudka. Dort mussten wir uns erst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen: Der Strom ist für 4 Stunden verfügbar, dann wieder für 4 Stunden weg. Die Zeit, in der der Strom lief, reicht nicht, um das Wasser zu erwärmen, so mussten wir kalt duschen. Aber in der Not sollte auch dies kein Problem sein. Die Umstände konnten nicht geändert werden. Die große Herausforderung war das extrem kalte Wasser. Strom und warmes Wasser wussten wir in dieser Zeit zu schätzen und waren dankbar für den Luxus, den wir in Deutschland haben. Die Nacht war sehr entspannt. Die Zimmer waren liebevoll eingerichtet und alle schliefen wunderbar. Naja, die Reise war bis zu diesem Zeitpunkt auch schon anstrengend und alle waren dankbar, morgens um 5 Uhr erst einmal zu schlafen.

Am nächsten Tag begann der Tag dann für die Gruppe so um die Mittagszeit. Es gab zunächst viele Gespräche mit den Mitarbeiterinnen von Nezabudka. Es ist wichtig zu hören, wie es den Mitarbeiterinnen in dieser schwierigen Zeit, aber auch mit der Arbeit mit den Kindern geht. Die Mitarbeiterinnen von Nezabudka machen tagtäglich einen hervorragenden Dienst. Sie alle arbeiten oft mehr als sie müssen. So war es uns wichtig, Dank und die Wertschätzung gegenüber jedem einzelnen Mitarbeiterinnen zum Ausdruck zu bringen. Nach den Gesprächen freuten sich alle auf die Ankunft der Kinder, die jeden Tag nach der Schule kommen und ein warmes Mittagessen erhalten. Alle Kinder und Mitarbeiterinnen hofften, dass es keinen Fliegeralarm geben würde und keines der Kinder nach Hause eilen müsste. Die Kinder freuen sich auf das warme Essen, da dies oft die einzige richtige Mahlzeit ist, die sie am Tag bekommen. Es war schön zu erleben, mit wie viel Liebe die Mitarbeiterinnen ihre Arbeit tun. Immer wieder kamen auch Binnenflüchtlinge vorbei, um sich Lebensmittel abzuholen. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um sich ihre Geschichten anzuhören. Das waren sehr bewegende Momente. Menschen, die alles verloren hatten. Eine Frau erzählte ihre dramatische Flucht aus dem Osten der Ukraine und dass es ihre Stadt nicht mehr gibt. Sie wurde einfach dem Erdboden gleich gemacht. Unsere Mitarbeiterinnen in der Sozialstation erleben jeden Tag solche Begegnungen mit Flüchtlingen und ihren dramatischen Schicksalen. Aber auch da ist es ihnen wichtig, einfach zuzuhören.

Einen Tag später gab es einen Empfang bei der Bürgermeisterin von Ivanychi, Lida Tomachewska. Gastfreundschaft und Dankbarkeit sind in der Ukraine sehr wichtig und man bedankte sich mit einem schönen Buffet für die tolle Unterstützung, die von Erzhausen und unserem Verein geleistet wurde. Vor den anwesenden Mitarbeitern wurde auch unsere Leiterin der Sozialstation Sznishana Horbachuk für ihre Arbeit und ihren Einsatz seit vielen Jahren gelobt. Ihr Dank ging auch an die Gemeinde Erzhausen und die Städtepartnerschaft. Ein herzliches Dankeschön kam zudem von der Feuerwehr in Ivanychi an die Feuerwehr aus Erzhausen für die großartige Unterstützung. Wir vom Verein sind dankbar, dass die Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde in Ivanychi so gut klappt. Es ist eine sehr gute und starke Partnerstadt zwischen Erzhausen und Ivanychi.

Nach dem Empfang bei der Bürgermeisterin ging es weiter ins Krankenhaus von Ivanychi, dann zur Feuerwehr, zur Schule und zum Denkmal der Gefallenen, an dem mit der Bürgermeisterin von Ivanychi zusammen Blumen niedergelegt wurden. Ein bewegender Augenblick. Die Bürgermeisterin erklärte uns, wie der Ablauf ist, wenn ein Gefallener nach Hause nach Ivanychi gebracht wird. Der Leichnam wird mit einer Polizeieskorte gefahren und am Straßenrand kommen alle Menschen aus den Häusern und alle gehen auf die Knie. Die Menschen drücken so ihre Dankbarkeit und ihren Respekt aus. Für uns alle sehr bewegend. Mittlerweile gibt es fast keine Familie mehr in Ivanychi, von der nicht wenigstens ein Familienmitglied im Kriegsgebiet kämpft oder die nicht um ein gefallenes Familienmitglied trauert.

Am Freitag war dann wieder die Ankunft in Erzhausen und wir brachten viele Eindrücke mit, die verarbeitet werden müssen. Wir vom Verein sind dankbar für die Arbeit, die vor Ort geleistet wird. Ein wertvoller Besuch. Wir wollen weiter den Menschen in Ivanychi und der Ukraine helfen und sie unterstützen. Helfen Sie mit und unterstützen Sie uns. Die Menschen vor Ort brauchen weiterhin unsere Hilfe und das Wissen, dass in Deutschland Menschen großen Anteil an ihrem Ergehen nehmen.